FBF Fachtagung: Neue Herausforderungen erfordern neue Wege
Unter dem Titel Aspekte der Nachhaltigkeit für die Ausrichtung der FBF-Mitgliedsorganisationen – ökonomisch, ökologisch und sozial
fand die zweite Fachtagung des Fördervereins Bioökonomieforschung e.V. (FBF) am 6. Oktober 2022 in Kassel-Wilhelmshöhe statt. Der FBF freute sich über das große Interesse seiner Mitglieder.
Politik muss jetzt handeln
Dr. Udo Engelhardt, Chefwissenschaftler bei dem Unternehmen The Climate Taskforce
, sensibilisierte für die Folgen der Klimakrise. Er prognostizierte ein düsteres Bild, sollte das 1,5 Grad-Ziel nicht erreicht werden. Als ökologische Kipppunkte nannte er u.a. die Eisschmelze an den Polen, Waldbrände und die Verlangsamung des Golfstroms. Nach seiner Einschätzung sollte das Hauptaugenmerkt der Politik nicht auf dem landwirtschaftlichen Sektor, sondern auf dem Energiesektor liegen. Hier fallen 75% der Emissionen an
, erklärte der Meeresbiologe. Landwirte seien aber von der Klimakrise direkt betroffen und bereits täglich ausgesetzt; aber auch bereit für Veränderungen. Der geplante Kinofilm Die Zukunft der Landwirtschaft
werde diese Thematik aufgreifen. Der Wissenschaftler vertrat die These, dass Deutschland längst bei der Energie autark sein könnte, wenn die Nutzung erneuerbarer Energie konsequent flächendeckend in allen Bereichen umgesetzt worden wäre.
Unternehmen müssen sich nachhaltig aufstellen
In weiteren Fachvorträgen berichten Dr. Bianca Lind, Veravis GmbH und Georg Herbertz, Herbertz Dairy Food Service, wie sich Unternehmen nachhaltig aufstellen können.
Die Nachhaltigkeitsmanagerin informierte, dass die Vorlage von Nachhaltigkeitsberichten für bestimmte Unternehmen nicht mehr nur zum guten Ton, sondern zur Pflicht wird. Am Beispiel der Veravis GmbH zeigte sie, welche Maßnahmen umgesetzt werden können. Das Unternehmen nutzt z.B. nachhaltige Kredite. Die Zinsen sind hierbei an Kriterien gekoppelt, mit denen CO2-Emissionen gesenkt werden können.
Georg Herbertz beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem Thema der sog. zellulären Milchwirtschaft
. Dabei wird Milch aus Zellen gezüchtet
, um weniger Tiere halten zu müssen und damit negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren. Die Frage ist, ob diese tatsächlich eine alternative Rohstoffquelle für Molkereiprodukte sein könnte und welche Vermarktungschancen sich daraus entwickeln. Er ist überzeugt, dass sich sowohl der Handel als auch Molkereien mit Nachhaltigkeitskriterien im Markt abheben können. Dies sei ein Grund für steigende Marktanteile veganer Milchersatzprodukte aus Hafer, Soja oder anderen pflanzlichen Rohstoffen. Zudem sei die Verlockung für einzelne Unternehmen groß, die Kuh durch den Bioreaktor zu ersetzen und zellbasierte Alternativen zur Kuhmilch zu entwickeln. Aufgrund des hohen energetischen Aufwands sei das aber noch Zukunftsmusik In Bezug auf die Inhaltsstoffe haben diese Produkte jedoch ein höherer CO2-Fußabdruck im Vergleich zu Kuhmilch
, erklärte Herbertz. Der Branchenkenner ist davon überzeugt, dass der vegane Trend
keine kurzfristige Erscheinung darstellt, sondern als Kennzeichen eines Ernährungswandels, vor allem bei jungen Verbrauchern, wahrgenommen werden muss.
Die Arbeitserwartungen junger Arbeitnehmer kennen und nutzen
Claudia Jennewein, Trainerin bei der Andreas Hermes Akademie, griff den Ball auf und machte die junge Generation
zum Thema Ihres Vortrages Als attraktiver Arbeitgeber überzeugen - Generation Y und Z sinnerfüllt führen
. Sie macht deutlich, wie sich die Erwartungen an Job und Leben im Lauf der Zeit verändert haben. War das Motto der Babyboomer
(Jahrgänge 1946 – 1964) Leben, um zu arbeiten
, sieht die Generation Z
(ab Jahrgang 1995) in der Zeit des Klimawandels und der Globalisierung Arbeit als Teil des Lebens an. Frau Jennewein erklärte, dass diese Generation u.U. mehr Aufmerksamkeit und Feedback benötige sowie eine offene Kommunikation und Transparenz schätze. Ein attraktiver Arbeitgeber gewinne diese Generation, wenn er Möglichkeiten zur Karriereentwicklung durch Schulungen, Mentoring und wechselnde Arbeitseinsätze biete. Trotz der riesigen Entwicklung bei der Digitalisierung gewinnen Unternehmen an Attraktivität, bei denen der Mensch im Fokus steht. Heutige Führungskräfte müssen Menschenmanager sein
, ist Claudia Jennewein überzeugt.